Die Grafen von Lauffen im Lobdengau (11.-13. Jh.)

Die Grafen von Lauffen im Lobdengau (11.-13. Jh.)

Veranstalter
Ein Symposium des Kreisarchivs Rhein-Neckar-Kreis und des Kurpfälzer Kreises der Deutschen Burgenvereinigung e.V. in Verbindung mit der Stadt Ladenburg und dem Heimatbund Ladenburg e.V.
Veranstaltungsort
Rathaus/Domhof
Ort
Ladenburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.05.2012 - 05.05.2012
Von
Christian Burkhart

Im Mittelalter waren die Grafen als königliche Beamte die Garanten der öffentlichen Ordnung. Seit karolingischer Zeit sorgten sie im Auftrag des Herrschers in den von ihnen verwalteten Grafschaften für Recht und Frieden, übten Hoheitsrechte aus. Eine Grafschaft konnte aus einem Gau oder mehreren bestehen, ein Graf Inhaber einer Grafschaft oder mehrerer sein. Deren Mittelpunkt bildete der so genannte „Sta(h)lbühl“, auf dem die freien, waffenfähigen Männer zur Gerichtsversammlung zusammen kamen. In ottonischer und salischer Zeit übertrugen die Könige vielfach Grafschaften an Reichsbischöfe, die damit offenbar wieder die vorherigen Inhaber aus den Reihen des weltlichen Adels belehnten.

Von der Zuständigkeit der Grafen war der durch die Stiftungen der Gläubigen für ihr Seelenheil stetig wachsende Besitz der Kirche ausgenommen. Dort oblag die administrative, richterliche und militärische Gewalt allein dem jeweiligen Vogt. Zunehmend beanspruchten auch die eigentlich dem Graf zur Gefolgschaft verpflichteten Edelfreien als „neue Grafen“ für ihre Burgherrschaften eigene Gerichtsrechte. Der aus beidem resultierende Substanzverlust der alten Amtsgrafschaften bewirkte während des Hochmittelalters die allmähliche Auflösung der karolingischen Grafschaftsverfassung.

Am 9. Mai 1011 übertrug König Heinrich II. (reg. 1002-1024) die Grafschaft in dem von 763 bis 1065 erwähnten Lobdengau mit seinem Hauptort Ladenburg Bischof Burkhard I. von Worms (reg. 1000-1025). Dieser belehnte damit den Adligen Poppo, der erstmals am 18. August 1012 als Inhaber besagter Grafschaft nachgewiesen ist. Er gehörte einer einflussreichen Sippe an, deren in der Zeit der Einnamigkeit lebende Mitglieder die Geschichtswissenschaft nach dem Leitnamen Poppo als „Popponen“ bezeichnet. Das aus diesen mit dem Aufkommen des Burgenbaus und der Mode, sich nach besagten Burgen zu benennen, hervorgegangene Adelsgeschlecht heißt dann erstmals 1127 nach seiner Stammburg auf der Lauffener Neckarinsel „von Lauffen“. Mit ihrer wenigstens aus Hornberg (urk. 1184), Eberbach (urk. 1196) und Dilsberg (urk. 1208) bestehenden Burgenkette zwischen Lauffen und Ladenburg wollten die Grafen von Lauffen das als Verkehrsachse zwischen Schwaben und Rheinfranken wichtige Neckartal kontrollieren.

Die Lauffener Burgherren zählten zu den bedeutendsten Geschlechtern Südwestdeutschlands. Ihr Ansehen und ihre gesellschaftliche Stellung spiegelt sich auch in den Heiratsverbindungen mit den Häusern Nellenburg, Werl, Berg, Sommerschenburg, Calw, Hohenberg, Eberstein, Arnstein, Katzenelnbogen, Schauenburg und Dürn wider. Prominentestes Familienmitglied war der Sohn des Grafen Arnold (von Lauffen) und der Adelheid (von Nellenburg), einer Verwandten des Touler Bischofs Bruno von Egisheim (reg. 1026-1051), des späteren Reformpapstes Leo IX. (reg. 1049-1054). Von seinen Eltern ebenfalls für eine geistliche Laufbahn ausersehen, wurde jener nach diesem auf den Namen Bruno getauft und brachte es bis zum Erzbischof von Trier (reg. 1102-1124).

Etwa zwischen 1100 und 1138 waren die Grafen von Lauffen auch Inhaber der Grafschaft im Kraichgau mit ihrem Hauptort Bretten und der Grafenburg „im Burgwäldle“. Sie waren (urk. 1143) Vögte des von ihnen kurz vor 1123 gegründeten Stifts Odenheim sowie des bischöflich-wormsischen Eigenstifts zu Wimpfen im Tal. Von 1130 an übten sie am unteren Neckar auch Lorscher Vogteirechte aus, und seit den Zeiten König Konrads III. von Staufen (reg. 1138-1152) beschützten sie ferner das kurz vor 1139 gegründete Stift Lobenfeld. Im nahen Wiesenbach, wo eine weitere Lauffener Burg gestanden haben soll, stifteten sie gegen Mitte des 12. Jahrhunderts die Ellwanger Propstei.

Als Wormser Lehngrafen in Lobdengau, Ladenburger Waldmark und Wingarteiba waren die „Popponen“ schon lange vor den rheinischen Pfalzgrafen am unteren Neckar mächtig. Denn erst unter Kaiser Friedrich Barbarossas Halbbruder Konrad von Staufen (reg. 1156-1195), auch Lorscher Klostervogt (urk. 1165), Wormser Hochstiftsvogt (urk. 1174) und Schirmherr der Zisterzienserabtei Schönau im Odenwald (urk. 1184), verlagerte sich der Schwerpunkt der ursprünglich nieder- und mittelrheinischen Pfalzgrafschaft ins Neckarmündungsgebiet. Nachdem die Grafen von Lauffen mit Poppo V. (urk. 1184-1216) 1219 ausgestorben waren, belehnte der Wormser Bischof schließlich 1225 die Bayernherzöge aus dem Hause Wittelsbach, seit 1214 Inhaber der Pfalzgrafschaft bei Rhein, mit dem nunmehr als „Grafschaft Sta(h)lbühl“ bezeichneten Überrest der ehemaligen Lobdengau-Grafschaft.

Das Millennium der Ereignisse von 1011/12 ist für die mit Fragestellungen rund um die Grafen von Lauffen befassten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Mittelalterarchäologie, Bauforschung, Kunstgeschichte und Geschichte ein willkommener Anlass, ihre Forschungsergebnisse öffentlich zu präsentieren und untereinander sowie mit dem Publikum zu diskutieren.

Programm

Freitag, 4. Mai
Moderation: Dr. Jörg Kreutz, Kreisarchiv RNK

10:00-10:15 Uhr
Einführung mit Grußworten
von Landrat Stefan Dallinger (Rhein-Neckar-Kreis)
und Bürgermeister Rainer Ziegler (Stadt Ladenburg)

10:15-11:00 Uhr
Das Bistum Worms und der untere Neckarraum im hohen Mittelalter
Prof. Dr. Gerold Bönnen, Worms

11:00-11:45 Uhr
Die Grafen von Lauffen, die Lorscher Filialklöster am unteren Neckar und die „Grafschaft Sta(h)lbühl“
Christian Burkhart M.A., Dossenheim

11:45-12:00 Uhr
Diskussion

Mittagspause
zur freien Verfügung

14:00-14:45 Uhr
Die Grafen von Lauffen in Lobdengau, Ladenburger Waldmark, Wingarteiba und Kraichgau („Brettheim“)
Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch

14:45-15:30 Uhr
Der Trierer Erzbischof Bruno von Lauffen (geweiht 6.1.1102, gestorben 25.4.1124)
Dr. Jörg Müller, Trier

15:30-15:45 Uhr
Diskussion

Kaffeepause
im Foyer des Domhofs

16:00-16:45 Uhr
Die Burgenkette der Grafen von Lauffen im Neckartal – Zur Baugeschichte der Burgen Lauffen, Hornberg, Eberbach und Dilsberg
Nicolai Knauer, Heilbronn

16:45-17:30 Uhr
Archäologisches rund um die Lauffener Burgsitze Lauffen, Eberbach, Dilsberg und Bretten
Dr. Uwe Gross, Esslingen

17:30-18:00 Uhr
Zur Frage einer Münzprägung der Grafen von Lauffen
Stefan Kötz M.A., Tübingen

18:00-18:30 Uhr
Das (unbekannte) Wappen der Grafen von Lauffen
Dr. Harald Drös, Heidelberg

18:30-18:45 Uhr
Diskussion

Samstag, 5. Mai
Moderation: Dr. Jörg Kreutz, Kreisarchiv RNK

10:00-10:30 Uhr
Wie viele Lauffener Burgen gab es in Wiesenbach?
Manfred Benner M.A., Bammental

10:30-11:00 Uhr
Die Anfänge der Ellwanger Propstei Wiesenbach
Dr. Katharina Laier-Beifuss, Wiesloch

11:00-12:00 Uhr
Die Grafen von Lauffen, Eberbach und Dilsberg und die Heidelberger Pfalzgrafen
Dr. Rüdiger Lenz, Eberbach

12:00-12:15 Uhr
Schlussdiskussion

Mittagspause
zur freien Verfügung

14:00-16:00 Uhr
Wahlweise Teilnahme an einer
- Führung durch das LOBDENGAU-MUSEUM der Stadt Ladenburg im Bischofshof oder einer
- Führung durch die HISTORISCHE ALTSTADT der Stadt Ladenburg (Rhein-Neckar-Kreis) mit dem Heimatbund Ladenburg e.V.

16:00 Uhr
Ende der Veranstaltung und Verabschiedung der Teilnehmenden

Der Eintritt ist frei.
Das komplette Tagungsprogramm gibt es auch als PDF im Internet unter
http://www.deutsche-burgen.org/pdf/lauffen_symp.pdf
oder
http://www.rhein-neckar-kreis.de/servlet/PB/show/2041156_l1/Flyer_Lauffen_Symposium_Ladenburg.pdf.

Kontakt

Jörg Kreutz

Kreisarchiv Rhein-Neckar-Kreis (KARNK)
Trajanstraße 66, 68526 Ladenburg
06203 - 93 06 77 40

kreisarchiv@rhein-neckar-kreis.de

http://www.rhein-neckar-kreis.de
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